Das Erste, was Alle lernen sollten: Das Trennende – und das Verbindende. (Kopie)
[ Während Erlebnissen und Beobachtungen auf meiner Reise, entstand dieser Beitrag. Es wird ein Framework vorgestellt, dass uns hilft, uns selbst zu reflektieren und zu hinterfragen. Es ist sehr abstrakt und kann daher eine Lebensaufgabe sein, das Framework zu verstehen und konkret umzusetzen. ]
Erde
Es ist einfach: Es gibt trennende und verbindende Dinge. Ja – im Leben gibt es trennende Sachen. Die Sachen können Emotionen, Gedanken, Situationen, Konversationen oder Handlungen sein. Diese Aufzählung ist nicht abschliessend. – Und dann gibt es verbindende Elemente. Ein Beispiel für eine trennende Sache könnte der Glaubenssatz sein: «Er hat mich nie gemocht.» – obwohl das vielleicht gar nicht stimmt. Oder wenn jemand eine andere Person beschimpft, wirkt das ebenfalls trennend und nicht verbindend.
Um es anders auszudrücken: Es gibt zwei Gruppen, erstens «Die Trennende» und zweitens «die Verbindende». Jede dieser Gruppen enthalten Elemente (Entitäten), wie Emotionen, Gedanken, Handlungen und so weiter. Die erste Gruppe wirkt trennend und die zweite Gruppe wirkt verbindend.
Einführung
Nehmen wir an, dass eines der höheren Ziele der Menschheit sein könnte, in Frieden miteinander zu Leben. Weniger Krieg, mehr Konversationen und mehr Verständnis füreinander. Dafür bietet das folgende Framework eine sehr einfache Möglichkeit, bei uns selbst zu beginnen.
Es ist so einfach, wie im Lead schon erwähnt wurde: Es gibt zwei Gruppen. Das Trennende und das Verbindende. Es liegt an jedem einzelnen von uns, für welche Gruppe wir uns in der jeweiligen Situation entscheiden. Egal ob es Interaktionen, Handlungen, Gedanken oder Emotionen sind. Um konkreter das Framework zu veranschaulichen, dient die folgende Grafik, wie sich Eigenschaften von Menschen in diesen Gruppen unterscheiden:
Zum Beispiel kann Toleranz verbindend Wirken: «Ich habe Religion X. Aber ich respektiere und toleriere deine Religion Y.» Oder: «Ich bin ein Soziologe und Du bist ein Ökonom. Aber wir beide tolerieren und respektieren uns gegenseitig!» Eine andere innere Reaktion könnte intolerant sein: «Ah, alle Soziologen haben keine Ahnung, wie man Geld verdient. – Ich weiss es natürlich, als Ökonom!» Dieses Beispiel ist bewusst vereinfacht und plakativ, aber ich möchte illustrieren, was genau die beiden Gruppen bedeuten und wie sie sich unterscheiden. Oft ist es im Alltag subtiler und bei weitem nicht so klar wahrzunehmen.
Handlungen
Gehen wir auf Handlungen ein. Die Grafik unten zeigt zufällig ausgewählte Handlungen in den jeweiligen Gruppen, die eher verbindend oder trennend wirken.
Eine Umarmung wirkt höchstwahrscheinlich verbindend, wobei eine Ohrfeige wahrscheinlich trennend wirkt. Also auch hier sehen wir, es gibt auch auf der Handlungsebene die zwei Gruppen.
Weitere Verbindende Handlungen könnten sein: helfen, geben (schenken), danken, pflegen und weitere. Trennende Handlungen wären: klagen, nötigen, quengeln und natürlich ebenfalls weitere.
So weit, so gut. Es gibt ein aber. Wenn wir etwas tiefer gehen, wird es komplizierter. Was ich genau damit meine, soll die folgende Geschichte illustrieren.
Der Brotsack
Vor nicht allzu langer Zeit ging ich in einen Supermarkt einkaufen. Ich wollte Brot kaufen und nahm das Brot aus dem Regal und steckte es in den nächsten Brotsack. Soweit nichts Spezielles. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass ich beim Self-Checkout dieses Brot auswählen kann. Und so den korrekten Betrag bezahlen kann. Beim Self-Checkout angekommen, war keine Auswahl für grössere Brote zu finden. Nur Kleinbackwaren stand da. Dann fragte ich eine Angestellte des Supermarktes, wie ich das Brot bezahlen kann. Sie sagte mir, ich hätte den falschen Sack gewählt. Ich müsse halt den richtigen Sack beim Brotgestell holen, den Korrekten für mein Brot. Die Preise sind auf den Brotsäcken aufgedruckt. Sie ist dann davongelaufen und hat noch nebenbei gesagt, ich soll aufpassen, dass mich die Detektivin nicht erwischt, falls ich jetzt einfach mein Brot mit dem jetzigen Sack bezahle. Da dieser Brotsack für ein günstigeres Brot gedacht war.
Was denkst Du, waren hier trennende Elemente oder Handlungen dabei? Wenn ja, welche? Aus meiner Sicht und ich betone es nochmals – aus meiner Sicht, wirkte das Verhalten der Angestellten auf mich eher trennend. Ich empfand es als vorwurfsvoll und nicht wirklich konstruktiv.
Jetzt könnte man auch sagen, dass der Fakt, dass Konsumenten offene Brote selbst in den richtigen Sack stecken sollen, und damit den Kaufpreis festlegen, etwas suboptimal sein könnte. Es kann zu Missverständnissen und unklaren Situation führen und allenfalls Hygiene Problemen. Egal!
Das Interessante kommt aber nun: Ich war am Punkt des Checkouts, hatte ca. 20 Produkte in meiner Tasche verstaut und war schon fast im meiner Unterkunft zurück. Nur das Brot sollte ich noch einscannen. Was habe ich nun gemacht?
Ich habe das Brot neben dem Automaten liegen gelassen und das Brot nicht bezahlt. So – wie wirkt diese Reaktion? Natürlich – ebenfalls trennend. Verbindend wäre zum Beispiel gewesen, wenn ich in aller Ruhe ans Brotgestell gelaufen wäre und den richtigen Sack geholt hätte.
Learnings
An diesem Beispiel können wir einiges lernen: Wir sehen, es ist nicht ganz so einfach, wo trennende oder verbindende Elemente entstehen und wo genau sie beginnen.
Es kann eine Folge von Kettenreaktionen entstehen. Wo plötzlich Kontext wichtig wird, und die Vergangenheit mitspielt. Und genau dort liegt eine verborgene Chance, um zu Wirken. Wir können diese Kettenreaktion aufheben. Wir können den eigenen Entscheid fassen, ob wir die Kettenreaktionen unterbrechen wollen. Wir können uns fragen, was kann ich jetzt, in diesem Moment beeinflussen und wo kann ich verbinden wirken?
In dieser Brotgeschichte haben wir folgende wichtige neue Themen eingeführt bekommen: Wahrnehmung ist wichtig. Es geht auch um achtsamen Umgang. Kränkungen spielen ebenfalls hinein: Mein Ego fühlte sich verletzt, darum hatte ich das Brot liegen gelassen. Erwartungen. Klarheit und einige mehr. Dies sind Themen für einen anderen Beitrag. Um ganz einfach zu bleiben. Wenn in dieser kleinen Anekdote, jede:r verbindend (de-eskalierend) gehandelt hätte, dann hätte es mindestens drei Möglichkeiten gegeben, die Situation nicht entstehen zu lassen oder verbindend zu wirken: Erstens hätten die Brote vom Supermarkt für die Konsumenten eingepackt werden können. Hier wäre mehr Klarheit entstanden. Zweitens hätte die Mitarbeiterin mir kurzerhand den richtigen Brotsack bringen können und damit Verantwortung übernommen. Drittens hätte ich ganz ruhig den richtigen Brotsack holen können, dann wäre viel weniger trennendes, sondern verbindendes passiert.
Was auch erwähnt werden muss. Verbindende Elemente können trennend wirken. Zum Beispiel, wenn jemanden ungefragt umarmt wird, kann das unangenehm sein. Und wie schon erwähnt, da braucht es Achtsamkeit.
Aber um nicht kompliziert zu werden: «Wie können wir bewusst verbindend Wirken, im jetzigen Zeitpunkt?»
Qualitäten der beiden Gruppen
Ich probiere die Qualitäten der beiden Gruppen genauer zu beschreiben und fassbarer zu machen. Zur Verdeutlichung habe ich hier drei Entitäten einander gegenübergestellt und werde diese anschliessend erläutern.
De-eskalierend versus eskalierend
Gerade bei Kettenreaktionen (Stichwort: eskalierende Systeme), muss irgend Jemand diese Prozessschritte unterbrechen, vor allem wenn sie ins trennende Gehen. Ein plakatives Beispiel kann bei Kindern erkennt werden: Ich schlage Dir eins. Du mir zwei, ich Dir drei, etc. Das findet kein Ende, bis jemand de-eskalierend wirkt. (Haha – darum sollten Alle dieses Thema als erstes Lernen. :-) ). Um so mehr Menschen de-eskalierend Wirken, desto weniger entstehen trennende Kettenreaktionen.
Hier kommt ein nächstes Element in dein Wirken hinein: Die Vergangenheit. Die wichtige Frage ist, Was kann ich genau jetzt tun, um de-eskalierend zu wirken? Sobald ich in der Vergangenheit bin, «Er hat mir vor einer Sekunde eins geschlagen, dann schlage ich mindestens einmal zurück, besser zweimal», dann kann es schon schwierig werden.
Aus Liebe versus aus Angst
Aus Liebe könnte sein, dass wir spontan einer bedürftigen Person helfen, ohne dabei Schamgefühle zu entwickeln. Einfach nur aus Liebe zu Menschen heraus. Angst könnte unser Schamgefühl aktivieren und uns zu nichthelfen führen. Wobei nicht helfen nicht zwingend trennend sein muss. Mir ist wichtig zu sagen, dass Angst für uns Menschen ein sehr wichtiges Gefühl ist. Und Angst nichts Negatives sein muss. Und, dass Gefühle entstehen. Es geht darum, den «richtigen» Umgang mit ihnen zu finden. Aber das wäre ein anderes grosses Thema.
Aus Aktion versus Reaktion
Am einfachsten nehme ich wieder das Brotsack Beispiel zur Hand. Wirken aus Aktion wäre, die trennende Kettenreaktion aufzuheben. Ich hätte das tun können. Die Mitarbeiterin hätte aus Aktion handeln können und mir den richtigen Brotsack bringen können. Aber – ich und die Mitarbeiterin hat aus Reaktion gehandelt. Wir haben auf etwas äusseres reagiert. Auf etwas trennendes.
Eine Handlung aus einer Aktion heraus, kann sehr verbindend wirken. Man lässt sich nicht von äusserem leiten, sondern folgt seiner Bewusstheit, in dem wir uns entscheiden, so zu handeln, wie wir es wollen. Wenn wir nur aus Reaktionen heraus handeln, dann kann es passieren, dass es immer einen Druck von aussen braucht. Dieser Druck kann trennend wirken. Zum Beispiel, wenn der eigene Chef so viel Druck aufbaut, dass es unangenehm wird. Und damit Macht ausgeübt werden muss.
Friede versus Drama
Medien könnten zur Veranschaulichung dienen. Anbei sind drei Beispiele von Medienportalen, was für mich persönlich auf Drama (grau) abzielt und was potenziell friedlich (orange) wirkt. Bitte nicht falsch verstehen: Medien sind unter anderem dazu da, Themen aufzudecken und haben eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Aber wir können uns bewusst entscheiden, was genau und wieviel wir in unseren Kopf lassen.
Weiter kann generell die Unterhaltungsindustrie dazu ziehen: Welche Art von Game spiele ich? Egoshooter oder eine Stadt aufbauen? Welche Art von Filmen füge ich mir zu Gemüte? Und so weiter.
Einordnung auf Leiter der Abstraktion
Die Leiter der Abstraktion ist ein Konzept, dass oft bei der Kommunikation Verwendung findet. Das Konzept beschreibt eine Leiter mit verschiedenen Stufen. Ganz oben ist das Allgemeine, Konzeptuelle oder Theoretische angesiedelt. Ganz unten wäre das Konkrete. Mehr zu Leiter der Abstraktion ist hier zu finden: www.stevefurrer.com/stories/theladderofabstraction
Ich möchte das Framework in die Leiter der Abstraktion einordnen. Aus meiner Sicht können die zwei Gruppen in einfache Begriffe geteilt werden: Liebe und Angst. Die Liebe ist verbindend, die Angst ist trennend.
Auf der Leiter der Abstraktion stehen diese beiden Begriffe ganz oben. Es sind aus meiner Sicht die übergeordneten Begriffe für die beiden Gruppen. Aber was genau macht man mit Liebe? Es ist sehr abstrakt. Daher entschied ich mich die beiden Gruppen in verbindendes und trennendes einzuteilen. Das ist aus meiner Sicht fassbarer. Und natürlich stehen unten an immer konkretere Handlungen, Glaubenssätze und Elemente.
Um so weiter man die Leiter der Abstraktion absteigt, desto diffuser und unklarer kann das einfache Framework werden. Die Einteilung kann situationsabhängig werden, es kann verästelter werden, diffuser, es kommt Kontext dazu. Es geht um die eigene Wahrnehmung und der Wahrnehmung anderer Mitmenschen.
Um der Komplexität zu entkommen, können wir das grosse Ganze vor Augen behalten. Was wirkt trennend und was verbindend. Wie kann ich verbindend wirken? Wie kann ich de-eskalierend wirken, besonders auf trennende Sachverhalte? Wichtig scheint mir, dass wir uns bewusst sind, was unser Wirken verursacht. Trennend muss keinen negativen Charakter haben. Wir sollten uns bewusst sein, wenn wir trennend oder verbindend agieren und was wir damit bewirken.
Fazit
Das Erste, was wir Alle lernen sollten! Dieser etwas provokante Titel scheint mir passend, da wir ein Leben lang zu diesem Thema lernen können. Auch bin ich der Meinung, wenn wir dieses Framework früh kennen, kann es uns als Tool helfen, im Alltag bewusste Entscheidungen zu treffen.
Wenn es das oberste Ziel der Menschheit sein soll, in Frieden und Freundschaft zusammen zu leben, ohne Feindseligkeit, dann könnte das ein Weg sein, viel Leid und Schmerzen zu lindern. Eine Welt mit weniger Konflikten. Merke Dir: «Wo kann ich, in diesem Moment verbinden Wirken?»
Link zum Artikel: Leiter der Abstraktion:
www.stevefurrer.com/stories/theladderofabstraction