Ein Kreis schliesst sich – Der Kinderspital von Phnom Penh
[ Das ist ein sehr persönlicher Eintrag. Ein Ereignis, dass mich sehr berührt hat. ]
Kambodscha / Zürich
Ein meiner ersten Kindheitserinnerungen hatte ich an diesen Mann. Einen Mann, mit weissem Kittel. Wir besuchten ihn in Zürich. Ich liebte es, mit seiner Brio-Bahn zu spielen. Aber – ich habe auch nicht nur gute Erinnerungen. Ich habe Angst von Spritzen. Mittlerweile kann ich damit umgehen. Aber ich weiss noch genau, als er mich mit einer Spritze in einen meiner Oberarme stach. Dieser Mann war Dr. Beat Richner, mein Kinderarzt. Ich bin überaus dankbar, diesen Kinderarzt gehabt zu haben.
Beatocello
Ich weiss noch genau, als ich als fünfjähriges Kind meinen Arzt im Fernseher sehen konnte. Er spielte auf einem Cello Musik. Er sang dazu und verkleidete sich manchmal als Clown. Ich war so stolz auf ihn. Oft als wir ihn besuchten, kaufte meine Mutter eine neue CD seines Programms. Das Cello gab Beat Richner Hoffnung. Es gab ihm halt. Gemeinsam sammelten Sie Geld. Geld für ein Spital in Kambodscha. Dazumal hatte ich keine Ahnung, was das genau heisst. Leider mussten wir dann später den Arzt wechseln. Ich verstand nicht genau warum. Aber als Kind hatte ich mich noch nicht zu viele Gedanken gemacht.
Die Enttäuschung
Ich fotografierte schon während meines Design Studiums. Unter anderem für die TA-Media als freischaffender Fotograf. Mein Traum nach dem Studium war, den Kinderspital von Beat Richner zu dokumentieren und dazu eine Ausstellung zu machen. Mittlerweile wusste ich, was mein ehemaliger Kinderarzt aufgebaut hat. Und die Dimensionen waren mir bekannt. So rief ich die Stiftung an und stellte mein Vorhaben vor. Da war eine Sekretärin am anderen Ende und zerschlug sehr trocken meine Träume. Ich war etwas konsterniert, aber ja, so geht es… Meine Lektionen hatte ich daraus gezogen. Und kurz darauf fand ich Anstellung und machte mir keine Gedanken mehr dazu.
Der Kreis schliesst sich
Nun stehe ich vor diesem Spital, den Dr. Beat Richner, aufgebaut hat. Ungefähr 30 Mütter oder Väter warten mit ihren Kindern vor dem Eingang. Die Hitze ist um 14.00 Uhr fast unerträglich. Gefühlt 38° Celsius. Sicherheitsmänner schauen vor dem Spital für das Rechte. Die Behandlung ist kostenfrei. Das heisst, jede Person kann mit seinem Kind eine Behandlung bekommen. Und dieser Entscheid von dem Gründer war ein unglaublich cleverer Schachzug. So gibt es wenig Spielraum für Korruption. Man kann sich die Dienstleistung nicht erkaufen. Das Kriterium für eine Behandlung ist nicht Status. So können die Ärzte eine triage auf anderen Faktoren und unabhängiger von Geld vornehmen. Unglaublich smart aus meiner Sicht. Das heisst aber auch, dass das Spital (genau sind es mehrere Spitäler) fremdfinanziert werden muss. Dafür gibt es die Stiftung Kantha Pobha. Dr. Beat Richner sammelte mit seinen Auftritten als Beatocello Geld. Und natürlich weibelte er um private Spenden und institutionellen Gönnern. Zum Beispiel ist das Departement für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) eine Geldgeberin. Oder der Kinderspital Zürich ist ein strategischer Partner. Der Zirkus Knie hat 2022 eine Gala zum 30 jährigen Jubiläum durchgeführt. (zum Artikel des Zirkus Knie). Dieses Jahr gibt es wieder eine Gala zu gunsten der Kinderspitäler am 9. Mai 2023.
Auf der Strasse
Mit Tuk Tuk Fahrern und anderen einheimischen Menschen probierte ich mich auf Englisch auszutauschen. Das war relativ schwierig, da die Bevölkerung wenig Englisch spricht und ich leider kein Khmer. Ich fragte, ob sie den Spital kennen. Meistens schüttelten sie den Kopf. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich Kantha Pobha in der Khmer Tonalität kaum richtig aussprechen konnte. Sobald ich fragte, ob Sie Beat Richner kennen, nickten in etwa die Hälfte. Das war für mich erstaunlich, dass so viele ihn kannten. Als ich dann weiter fragte, was sie davon hielten sagten die meisten. Es sei eine gute Sache. Sie seien auch schon mit ihrem Kind dort gewesen.
Dr. Richner wurde zuletzt auch zum Berater des Gesundheitsministeriums von Kambodscha berufen.
Das Spitalgebäude von aussen. Ein Spitalbett. Die Illustration, die als Widererkennungsmerkmal funktioniert.
30-jähriges Jubiläum
2022 feierte Kantha Bopha das dreissigjährige Bestehen. Eine Sonderausstellung in der Nähe des Spitals gab es dazu. Ich ging nur kurz durch die Ausstellung. Was einem Bewusst wurde ist, dass Herr Richner unermüdlich an seinem Projekt dranblieb. Gegen viele Widerstände musste er sich durchsetzen und ganz viele Menschen Überzeugen. Unten ein paar Eindrücke:
Beat Richner konnte bedauerlicherweise nicht dabei sein. Er Verstarb im Jahr 2017 an einer schweren Krankheit. Aus meiner sehr persönlichen Sicht glaube ich, ist er in der Gesellschaft immer noch präsent. Sein Name sagt den Menschen etwas. Und sein Geist lebt im Spital weiter. Dazu folgendes Bild.
Zum Gedenken an Dr. Beat Richner und links Dr. Peter Studer.
Der Kreis schliesst sich
Für mich war es unglaublich berührend und bewegend, ein Lebenswerk eines Menschen zu sehen, der in unermüdlichen Einsatz für Menschlichkeit eintrat. Ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich bin, dass ich mit diesem Menschen persönlich Kontakt hatte. Er prägte eine meiner frühsten Kindheitserinnerungen. Und wie dankbar ich bin, dieses Projekt mit eigenen Augen gesehen zu haben. Ich glaube man kann erst verstehen, was es genau bedeutet, wenn man vor Ort ist und solche Vorhaben sehen und erleben darf. Kognitiv kann man vieles Rationalisieren und sich aneignen. Aber erst durch Erleben versteht man, welchen Geist dort herrscht. Welche unglaublichen kulturellen Herausforderungen vor solchen Vorhaben liegen. Und welche Bedeutung so etwas für eine Gesellschaft haben kann.
Diese Erfahrung werde ich für mich mitnehmen und immer wieder reflektieren. Ich reflektiere, was ich persönlich daraus ziehen und lernen darf.
Herzlichen Dank Beat Richner. Der Kreis schliesst sich.
Eine grosse Würdigung geht auch an Peter Studer, der langjährige Weggefährte von Beat Richner. Ich habe mich nur auf Dr. Richner bezogen, da ich persönliche Erinnerungen an ihn hatte. Ebenfalls gilt es, alle Beteiligten zu würdigen, die bei so einem Projekt mithelfen.
Stiftung: www.beat-richner.ch
Hier kannst Du mehr über die Stiftung erfahren und wie der Spital finanziert wird. Falls du interessiert bist, findest Du auch informationen zum Spenden.
Gala Zirkus Knie: Am 9. Mai 2023 gibt es eine Gala Vorstellung des Zirkus Knies, zugunsten der Kinderspitäler Kantha Bopha. Hier geht es zu den Tickets:
Ticketcorner
Film von Beat Richner zur Turberkulose und dem Zusammenhang zum Krieg.
4 min
Es sind unzählige weitere Filme und Informationen über das Projekt zu finden. Auf Google oder SRF suchen mit den Stichwörtern:
Beat Richner, Kantha Bopha, Kinderspital Kambodscha, Beatocello